Unser Lehrer Mark Dyczkowski
Verkörperung
Alles, was wahr ist, bleibt in Ewigkeit wahr. Doch das Wahre lebt erst in der Verkörperung jener Menschen, die selbst wahrhaftig sind. Durch diese Verkörperung wird es erfahrbar und erhält Wirklichkeit. So tritt das Mögliche in die Realität, und das Gute wird wahrhaft gut..
Das Tor zum Tantra
Dr. Mark Dyczkowski war ein leuchtendes Beispiel solcher Verkörperung und einer der bedeutendsten Gelehrten des Shiva-Tantra am Beginn des 21. Jahrhunderts. Ich hatte die Ehre, von ihm zu lernen und ihn persönlich in Varanasi kennenzulernen. Markiji war einer jener seltenen Menschen, die ihr gesamtes Leben kompromisslos in den Dienst einer höheren Wirklichkeit stellten. Er widmete seinen gesamten Lebensatem, wie wir Yogis sagen, der Erforschung der Göttin.
Die wichtigste tantrische Schule nach Abhinavagupta ist das Trika-Tantra. Markiji Dyczkowski baute eine einzigartige Brücke zwischen Ost und West, indem er diese außergewöhnliche Tradition nicht nur erklärte, sondern erstmals wirklich verständlich in den Westen brachte. Er war Schüler von Swami Lakshmanjoo und, ebenso wie Bettina Bäumer, in diese Linie eingeweiht.
Markiji übersetzte und kommentierte Abhinavaguptas „Tantraloka“, ein magnum opus, das die Essenz des Tantra tiefgründig erforscht. Im Tantraloka wird Trika – die Tradition der Göttin Parā – als zentrales Element gesehen, in dem alle spirituellen Strömungen zusammenfließen. Darüber hinaus widmete er über 20 Jahre seines Lebens intensiv der Göttin Kubjikā und übersetzte als Erster das Manthānabhairava-Tantra ins Englische. Diese Übersetzung ist eine wortgewordene Vision der Göttin, aus der eine Praxis hervorgeht, die noch über viele Generationen hinweg Früchte tragen wird. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich durch ihn Zugang zu dieser Tradition erhalten durfte.
Markiji ist für unsere Schule von besonderer Bedeutung, da er einer der wenigen Gelehrten war, die tantrische Meditation, wie wir sie lehren, wirklich verstanden und vermitteln konnten. Unsere Kurse über das Vijñāna Bhairava Tantra bauen wesentlich auf seinen Erkenntnissen und Einsichten auf. Markiji öffnete uns die Seele der Parā und initiierte uns in ein tiefes Verständnis des Trika-Tantra.
Danke Markiji
Danke, Markiji, dass du unser Freund, unser Wegbegleiter und das Licht am Ende des Tunnels des Lebens warst.
Markiji, unser lieber Freund, talentierter Sitarspieler und intuitiver Wanderer der tantrischen Philosophie, verließ diese Welt im Februar dieses Jahres in Varanasi. Kurz vor seinem Tod vollendete er noch seine (nicht offiziellen) Vorlesungen über die Göttin Kubjikā, lehrte weiterhin über das Tantraloka und schuf eine Gemeinschaft, die sein Erbe liebevoll bewahrt und weiterträgt.
Danke, Markiji, dass du uns das Tor zum Tantra geöffnet hast! Das Göttliche selbst mag ewig sein, doch es lebt und entfaltet sich erst durch die Verkörperung im Menschen. Tatsächlich ist nichts in dieser Welt ewig – denn real ist nur, was erlebt werden kann. Das wahrhaft Ewige im Göttlichen braucht den Menschen, oder besser gesagt: Der Mensch benötigt sich selbst, um das Göttliche in der Welt erfahrbar zu machen.
Wir verdanken Markiji die Wiederentdeckung der wundervollen Göttin. Er zeigte uns ein vergessenes Ritual, und wenn wir dessen Tor öffnen, spüren wir den Windhauch ihres Tanzes tief in unserer Seele.
Danke, Markiji, für alles, was du uns geschenkt hast!